Hinter den Kulissen des Handwerks: Je nach Gewerk und Voraussetzungen durchlebten die Betriebe in den letzten Monaten unterschiedliche Szenarien.
Barbara Neumann
Hinter den Kulissen des Handwerks: Je nach Gewerk und Voraussetzungen durchlebten die Betriebe in den letzten Monaten unterschiedliche Szenarien.

Facettenreich und voller Ideen - So ist das Handwerk in der neuen Normalität angekommen.Sommer-Pressetour 2020

7. August 2020

Im Rahmen der Sommer-Pressetour 2020 besuchte gestern Thomas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt, drei Mitgliedsbetriebe aus dem Ilmkreis und dem Landkreis Gotha, um sich ein Bild über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise zu machen. Begleitet wurde er von Medienvertretern des Mitteldeutschen Rundfunks, der Thüringer Allgemeine, der Thüringischen Landeszeitung und der BILD Thüringen. Die Tour bot Einblicke hinter die Kulissen des Handwerks, interessante Geschichten und authentische Persönlichkeiten. Je nach Gewerk und Voraussetzungen durchlebten die Betriebe in den letzten Monaten ganz unterschiedliche Szenarien.



Nur ganz langsam auf die Beine nach dem Lockddown kommt die Thüringer Mahlschatz GmbH aus Bad Tabarz. Der Betrieb musste während der Corona-Pandemie komplett schließen und Kurzarbeit beantragen. „Von einem Tag auf den anderen sind uns sämtliche Vertriebswege weggebrochen“, schildert Caren Müller, Mitarbeiterin des traditionellen Schmuckherstellers. Der 1997 aus einer ABM-Maßnahme gewachsene Betrieb nutzt unkonventionelle Vertriebswege für den Schmuckverkauf. „Dazu zählen Kunsthandwerker- und Weihnachtsmärkte, bundesweite Messen, Hotels und Autobahn-Raststätten aus der Region. Neben Touristen und Kurgästen machen in unserer Schauwerkstatt normalerweise auch viele Busreisen Halt“, erklärte Caren Müller.

Caren Müller, Mitarbeiterin der Thüringer Mahlschatz GmbH aus Bad Tabarz, schildert Thomas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt, die Situation in der Coronazeit.
Barbara Neumann
Caren Müller, Mitarbeiterin der Thüringer Mahlschatz GmbH aus Bad Tabarz, schildert Thomas Malcherek, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt, die Situation in der Coronazeit.

Durchgearbeitet hingegen wurde während der Corona-Krise beim SHK-Betrieb Bezold + Platz GmbH in Herrenhof (Ohrdruf). „Unsere Industriekunden haben anfangs Aufträge verschoben und neue Investitionen gestoppt. Wir mussten im März unseren Kundendienst komplett herunterfahren, weil wir niemanden besuchen durften. Die betroffenen Servicetechniker wurden unter anderem auf Baustellen eingesetzt. Dadurch konnten wir die angezeigte Kurzarbeit doch noch umgehen“, schildert Geschäftsführer Siegmar Bezold. Einen plötzlichen Anstieg durch die Pandemie verzeichnete das Privatkundengeschäft. Siegmar Bezold und sein Partner Heiko Platz prognostizieren durch die Pandemie einen technologischen Umbruch, insbesondere der Bereich Lüftung gewinne zunehmend an Bedeutung.

Die Geschäftsführer Siegmar Bezold und Heiko Platz vom Betrieb Bezold + Platz GmbH auf Ohrdruf arbeiten für namenhafte Kunden im Handelsbereich. Wichtig ist ihnen aber auch die Versorgung von Privatkunden in der Region.
Barbara Neumann
Die Geschäftsführer Siegmar Bezold und Heiko Platz vom Betrieb Bezold + Platz GmbH auf Ohrdruf arbeiten für namenhafte Kunden im Handelsbereich. Wichtig ist ihnen aber auch die Versorgung von Privatkunden in der Region.

Dass die Verbraucher in Krisenzeiten den Wert regionaler Produkte wieder mehr schätzen gelernt haben, davon ist Ralf Gumpert, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Bösleben e.G. überzeugt. Auch hier wurde während der akuten Corona-Phase durchgearbeitet und qualitativ hochwertige Fleischerzeugnisse hergestellt. Weil der persönliche Kundenkontakt ausblieb, organisierte er zeitweise einen Lieferservice. Sein angegliedertes Catering- und Veranstaltungsgeschäft verzeichnet einen Umsatzrückgang von 80 Prozent. Verkraften kann das Unternehmen diesen Rückgang nur, weil es sich breit aufgestellt hat: ein Menüservice, eine Tankstelle, Pflanzenanbau und Tierzucht federn den Einbruch ab.

In der Agrargenossenschaft Bösleben e.G. wurde während der akuten Corona-Phase durchgearbeitet und qualitativ hochwertige Fleischerzeugnisse hergestellt.
Barbara Neumann
In der Agrargenossenschaft Bösleben e.G. wurde während der akuten Corona-Phase durchgearbeitet und qualitativ hochwertige Fleischerzeugnisse hergestellt.



Alle drei Handwerksbetriebe präsentierten den Medienvertretern die verschieden Umgangsweisen mit der Pandemie als Teil ihres neuen beruflichen Alltags. Das Facettenreichtum und das Durchhaltevermögen der Betriebe in der Krise führten zu einer sehr positiven Resonanz der Sommer-Pressetour 2020.