"Insolvenzwelle im Handwerk angelaufen"
Handwerk im Austausch mit Carsten Schneider: Präsidentinnen und Präsidenten der Ostdeutschen Handwerkskammern fordern sofortige Härtefallhilfen für energieintensive Betriebe
Im Rahmen des Treffens der Präsidentinnen und Präsidenten der Ostdeutschen Handwerkskammern (9.-10. September) in Erfurt tauschten sich am heutigen Freitag die Vertreter des ostdeutschen Handwerks mit Carsten Schneider, Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland, über die aktuelle Energiekrise aus.
Im Mittelpunkt des Gespräches stand die aktuelle wirtschaftliche Lage im Handwerk, insbesondere die Energieproblematik. Die Handwerksvertreter forderten in Richtung des Bundesabgeordneten Schneider, eine mögliche Pleitewelle zwingend zu vermeiden. Gleichzeitig seien rasche Lösungen gefragt, um die Einbrüche der erheblichen Energiekostensteigerungen wieder aufzufangen. Die aktuellen Maßnahmen des dritten Entlastungspaketes seien nämlich nicht ausreichend, um die Binnennachfrage zu stabilisieren. Des weiteren umfasse das Paket keinerlei spezifische Hilfen für Handwerksbetriebe.
Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerkskammer Erfurt, betonte eindringlich:
"Die Lage ist dramatisch. Wir erhalten täglich neue Hiobsbotschaften aus weiten Teilen des Handwerks. Unzählige energieintensive Betriebe können die gestiegenen Energierechnungen nicht mehr begleichen. Das betrifft insbesondere Bäckereien und Fleischereien, Brauereien, Textilreiniger, Kfz-Werkstätten und Galvaniseure. Sie empfinden ihre aktuelle Situation und die Aussichten auf die kommenden Monate als perspektivlos. Kurzum: Dem energieintensiven Handwerk droht keine Insolvenzwelle - sie ist bereits angelaufen.
Wenn ganze Gewerke zusammenbrechen, müssen uns mitunter auf regionale Versorgungsengpässe einstellen. Und das nur, weil die Regierung weder davon Kenntnis nimmt, was sich hierzulande gerade zusammenbraut und was noch auf uns zukommt. Es ist fünf nach zwölf - und die Koalition bleibt uns immer noch eine Antwort auf die Frage schuldig, wie die Kosten rasch gesenkt und Betriebsinhaber ihr Lebenswerk retten können.
Auch wenn die Bundesregierung eine Nachbesserung des Entlastungspaketes in Aussicht gestellt hat, werden zugesicherte Hilfen mitunter viel zu spät ankommen. Bereits jetzt ist vielen Betrieben die Luft längst ausgegangen, weshalb ihnen die in Aussicht auf die versprochenen Hilfen nichts nützen werden. Hier hat die Bundesregierung den Ernst der Lage einfach verschlafen. Jetzt sofort muss der Staat besonders betroffene, energieintensive Betriebe mit Härtefallhilfen retten!"
Carsten Schneider signalisierte gegenüber dem Handwerk sein Verständnis und sein Bedauern für die existenzielle Schieflage. Dem Eindruck der anwesenden Handwerkspräsidenten nach, die selbst Inhaber von Betrieben sind, nahm er die Sorgen und Ängste ernst und zeigte eine Reihe von möglichen Lösungswegen auf, die man in der Bundesregierung diskutiert. Die Anwesenden machten daraufhin deutlich, dass die Handwerkerschaft stark abhängig von einer schnellen Kommunikation der Lösungswege seitens der Bundesregierung sei.