Insbesondere Kfz-Gewerke (43 Prozent) berichten von Nachschubproblemen, die sich aus denen ins Stocken geratenen Lieferketten ergeben.
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Insbesondere Kfz-Gewerke (43 Prozent) berichten von Nachschubproblemen, die sich aus denen ins Stocken geratenen Lieferketten ergeben.

Erste leichte Entspannung im Handwerk - Umfrageergebnisse der 4. Betriebsbefragung

5. Juni 2020

Nach rund drei Monaten der Corona-Krise zeichnet sich im Handwerk in Nord- und Mittelthüringen eine erste leichte Entspannung ab. Laut aktueller Zahlen der vierten Betriebsbefragung, die die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für das Handwerk in den Blick nehmen, berichten zwar drei von fünf Betrieben (63 Prozent) zwar noch von Umsatzeinbußen. Das ist jedoch ein Rückgang um fünf Prozentpunkte im Vergleich zur vorherigen Befragung. Nach Information der Betriebe hat sich in den vergangenen Wochen auch die Höhe des Umsatzausfalls von 53 Prozent auf 46 Prozent verringert.

Grund dafür ist die Wiederöffnung vieler Dienstleistungsbetriebe im Kammerbezirk, darunter Friseur- und Kosmetiksalons sowie Kfz-Betriebe. „Für viele Betriebe ist die Wiedereröffnung existenziell, weil sie sonst nicht mehr lange durchgehalten hätten. Nichtsdestotrotz stehen sie vor Herausforderungen. Aufgrund der Hygienevorschriften dürfen weniger Personen in die Läden, was zur Folge hat, dass beispielsweise Friseure viel weniger Kunden bedienen als üblich. Daneben zeigen die Kunden noch eine gewisse Zurückhaltung“, erklärt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Erfurt, Thomas Malcherek.

Trotz umfangreichen Hygienekonzepten falle die Umsetzung der Schutzmaßnahmen oft schwer, weil die vorhandenen Räumlichkeiten die Einhaltung des geforderten Mindestabstands schwierig machen oder Schutzkleidung nicht in ausreichender Menge verfügbar ist. „Ohne den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter und der Kunden aus den Augen zu verlieren, braucht es hier maßvolle, aber schnelle Lockerungen seitens der Landespolitik. Die Betriebe müssen übergehen können von einer Phase der Unsicherheit in eine Phase verantwortbarer Planbarkeit“, sagt er.

Ein weiteres großes Problem im Handwerk in Nord- und Mittelthüringen bleiben Engpässe bei Materialien, Vorprodukten, Komponenten oder Betriebsmitteln. Insbesondere Kfz-Gewerke (43 Prozent) berichten von Nachschubproblemen, die sich aus denen ins Stocken geratenen Lieferketten ergeben. Auch die Ausbaugewerke (38 Prozent), zu denen unter anderem Elektrotechniker, Maler und Lackierer sowie Tischler gezählt werden, und die Bauhauptgewerke (35 Prozent), zu denen Dachdecker, Gerüstbauer, Maurer- und Betonbauer, Straßenbauer und Zimmerer gehören, sind stark davon betroffen.

105 Löschungen aus der Handwerksrolle

Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise kompensieren zu können, haben die Handwerker aus Nord- und Mittelthüringen in den vergangenen Wochen stark auf Kurzarbeit (40 Prozent), den Abbau von Arbeitszeitkonten (36 Prozent) sowie betrieblich angeordneten Urlaub (31 Prozent) gesetzt. In nur wenigen Fällen wollen die Inhaber vorübergehend schließen (4 Prozent). Von März bis Mai 2020 wurden aktuell 105 Löschungen aus der Handwerksrolle vorgenommen, davon 16 Friseure, 14 Kosmetiker, neun Einbauer von genormten Baufertigteilen, acht Fotografen, fünf Holz- und Bautenschützer und fünf Gebäudereiniger. Im gleichen Zeitraum 2019 wurden insgesamt 200 Löschungen vorgenommen. „Auch wenn uns für die Monate April und Mai noch weitere Gewerbeabmeldungen von den Gewerbeämtern überstellt werden können, macht diese Zahl Mut. Das Handwerk verdeutlich wieder einmal, dass es in einer Krise nicht so schnell aus der Bahn zu werfen ist und alles daran setzt, an die Erfolge vor der Corona-Krise anzuknüpfen“, betont Thomas Malcherek.

Um liquide zu bleiben, haben 36 Prozent der Betriebe die vom Bund und Land bereitgestellte Soforthilfe beantragt. Weitaus weniger nachgefragt sind bisher Sofort- oder Sonderkreditprogramme. Lediglich drei Prozent der Betriebe aus dem Kammerbezirk haben einen Schnellkredit der KfW beantragt, nur ein Betrieb ein Darlehen aus dem KfW-Sonderprogramm. „Es zeigt sich, dass die Betriebe nicht zurückzahlbare und vergleichsweise einfach zu beantragende Zuschüsse gegenüber Krediten bevorzugen und auf eine Trendwende hoffen, die mit den ersten Lockerungen eingeläutet wurde“, so Thomas Malcherek.